So entsteht ein Fahrplan

Der Bahnverkehr soll allen nützen und möglichst viele Bedürfnisse erfüllen - für Reisende, Pendler:innen, Unternehmen, Schulen etc. Und das sowohl in Städten als auch am Land.

Damit ein Fahrplan entsteht, der unterschiedlichste Wünsche berücksichtigt, sind deshalb viele Beteiligte eingebunden - von den Gemeinden über Interessenvertretungen bis zur Europäischen Union. Denn auch internationale Bestimmungen im Bahnverkehr sind einzuhalten. 

Fakt ist: Eine Entscheidung, die für einzelne Gemeinden oder Kund:innen Verbesserungen bringt, kann an anderen Orten negative Auswirkungen haben. Deshalb ist eine exakte Planung des Streckenangebots und der Fahrpläne so entscheidend - und auch so herausfordernd.

1.000 Wünsche - ein Fahrplan

Unsere Bahn ist das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs für die gesamte Bevölkerung. Die Infrastruktur teilen sich der Nah- und Fernverkehr und auch der Güterverkehr.  Pro Tag sind im Netz der ÖBB 6.800 Züge unterwegs, 70 Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) wie etwa die ÖBB-Personenverkehr AG betreiben diese Züge. Das erfordert eine punktgenaue Planung und Abstimmung des Fahrplans. 

  • ÖBB-Infrastruktur AG

    Die ÖBB-Infrastruktur AG ist der größte Eisenbahninfrastruktur-betreiber in Österreich. Sie betreibt das 4.871 km lange Streckennetz und mehr als 1.000 Bahnhöfe. Auch 6.605 Brücken, 9 Wasserkraftwerke und 251 Tunnel fallen in ihren Verantwortungsbereich. Rund 7.000 Züge von mehr als 60 Eisenbahnverkehrsunternehmen sind auf ihren Strecken unterwegs. Die ÖBB-Infrastruktur AG ist Wegbereiterin für eine moderne und kund:innenorientierte Bahn in Österreich. Sie plant, baut und betreibt Bahninfrastruktur und sorgt für Pünktlichkeit, Sicherheit, Sauberkeit und offenen Zugang zum System Bahn. Sie ist für die diskriminierungsfreie Vergabe der Fahrwegkapazität im ÖBB Netz verantwortlich.

In Ballungsräumen leben und arbeiten sehr viele Menschen. Sie brauchen Züge, die in dichten Intervallen fahren und genügend Platz zur Verfügung stellen. Sehr oft befinden sich dort auch die Verschiebebahnhöfe für den Güterverkehr sowie stark frequentierte Hauptachsen des internationalen Güterverkehrs.

Das heißt, die Schienen können nicht immer nur von Personenzügen befahren werden. Das muss bei der Fahrplangestaltung ebenso berücksichtigt werden.

In den ländlichen Regionen Österreichs wiederum geht es vor allem darum, ein optimales Angebot für Pendler:innen, Schüler:innen und Tourist:innen bereit zu stellen. Entscheidend ist auch, mit Bussen und bedarfsorientierten, flexiblen Verkehrsangeboten die Anbindung an die Züge zu ermöglichen.

Für die Planer:innen heißt das: Jeder konstruktive Vorschlag für neue Verbindungen wird ernst genommen. Aber es gilt immer, das ganze System im Auge zu behalten - vom gesamten europäischen Bahnnetz bis zur einzelnen Gemeinde. Dazu müssen die Wünsche und Vorgaben vieler Akteure eingebunden werden.

Vom Wunsch der Kund:innen bis zum tatsächlich fahrenden Zug ist es also ein komplexer und zeitlich langer Weg.

ÖBB Fahrplan: Fernverkehr & Nahverkehr greifen ineinander

Einmal pro Jahr - jeweils am zweiten Sonntag im Dezember - werden die Fahrpläne aller europäischen Bahnen aktualisiert. Damit der grenzüberschreitende Verkehr in Europa funktioniert, müssen die Übergabepunkte an den Grenzen minutengenau vereinbart werden. Denn dort treffen die internationalen Verkehrsströme aufeinander. Dazu tauschen sich die Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) aller Länder in Europa aus.
An diesem Grundkonstrukt von europaweiten Fernverkehrsstrecken orientieren sich der nationale Fernverkehr sowie der Nah- und Regionalverkehr in Österreich.

Gemeinwirtschaftlicher und eigenwirtschaftlicher Bahnverkehr in Österreich

Der nationale Fernverkehr und der Nah- und Regionalverkehr sind auf vielen Strecken in Österreich gemeinwirtschaftlich: Das bedeutet, dass der Bund (das Klimaschutzministerium) oder die Bundesländer (die Landesregierungen und Verkehrsverbünde) - über die SCHIG (Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft) Bahnverbindungen bei der ÖBB-Personenverkehr AG bestellt.

Auf dem überwiegenden Teil der Bahnstrecken in Österreich wird der Fahrplan also immer in Abstimmung zwischen dem EVU und den "Bestellern" (SCHIG + Klimaschutzministerium bzw. Länder/Verbünde) entwickelt.

Bei eigenwirtschaftlichen Fernverkehren planen die EVUs - wie der Name bereits verrät - eigenständig; und zwar auf Basis von Einschätzungen zur wirtschaftlichen und technischen Machbarkeit.

Fahrplan für den Nah- und Regionalverkehr

Rückgrat des Nah- und Regionalverkehrs sind die länderübergreifenden Fernverkehrsverbindungen sowie der nationale Fernverkehr und seine Stopps. Daran richten sich die Nah- und Regionalverbindungen aus und sorgen für möglichst exakte Anbindungen und effiziente Umsteigezeiten.

Der Nah- und Regionalverkehr ist in Österreich gemeinwirtschaftlich organisiert. Eine wichtige Rolle spielen hier die Verkehrsorganisationsgesellschaften - die sogenannten Verkehrsverbünde.

Gemeinsam mit der SCHIG ermitteln sie in ihrer Region Wünsche und Anforderungen an den Fahrplan. Die SCHIG bestellt im Anschluss bei der ÖBB-Personenverkehr AG die Verbindungen, die sie benötigt. 

Auf lokaler Ebene bringen Bürgermeister:innen, Interessenvertretungen oder Schulen und andere Ausbildungsstätten ihre Wünsche für den Fahrplan ein, die dann von den ÖBB bestmöglich berücksichtigt werden.

Bei der Planung des Angebotes achten die Verkehrsverbünde, die SCHIG und wir als ÖBB auch auf:

  • Kundenfreundliche Intervalle - das heißt: Stündliche Verbindungen auf den Hauptrouten, täglich und auch am Wochenende. Zu Hauptverkehrszeiten wird auf den wichtigen Regionalstrecken jede halbe Stunde gefahren. In Ballungsräumen werden sogar meist 10- oder 15-Minuten-Intervalle geboten.
  • Einheitliche Betriebszeiten - das heißt: letzte Abfahrten aus den überregionalen Zentren (wie Wien, St. Pölten, Wiener Neustadt, Eisenstadt) in die Region zwischen 22:00 und 23:00 Uhr, auf Hauptachsen teils noch deutlich später.

Vertragliche Basis für alle Zugverbindungen im Nah- und Regionalverkehr in Österreich sind die zwischen der ÖBB-Personenverkehr AG und der SCHIG abgeschlossenen Verkehrsdiensteverträge (VDV).

Die Verkehrsdiensteverträge legen fest...

  • welche Zugfahrten auf welcher Strecke bestellt werden
  • welche Qualität die bestellten Zugfahrten und Dienstleistungen haben müssen in puncto Sauberkeit, Pünktlichkeit etc. 
  • welches Entgelt die Bahnunternehmen dafür bekommen

Trassenbestellung und -zuweisung

Nachdem der Fahrplan in seinen Grundzügen geplant wurde, bestellt die ÖBB-Personenverkehr AG beim Infrastrukturbetreiber in Österreich, der ÖBB-Infrastruktur AG die Zugtrassen. Die ÖBB-Infrastruktur AG prüft genau, wann welche Gleise in Österreich frei sind, welche internationalen Anschlüsse wo erreicht werden müssen und welche Trassen sie jeweils Güter- und Personenzügen zuweisen kann. Dabei sorgt sie für eine diskriminierungsfreie Zuweisung von Fahrwegkapazität im ÖBB Netz. Der ÖBB-Infrastruktur AG ist es ein wichtiges Anliegen, den EVU die gewünschte Fahrwegkapazität zur Verfügung zu stellen und die Voraussetzungen für einen pünktlichen Verkehr zu schaffen.

Schritt für Schritt zum funktionierenden Fahrplan

  • Der Fahrplanbedarf wird ermittelt
  • Ein Fahrplankonzept entsteht
  • Die Verbindungen werden bei der ÖBB-Personenverkehr bestellt
  • ÖBB-Personenverkehr erstellt einen konkreten Fahrplan
  • ÖBB-Personenverkehr bestellt die Trassen bei der ÖBB-Infrastruktur
  • ÖBB-Infrastruktur prüft die Verfügbarkeit
  • ÖBB-Infrastruktur weist die Trassen gemäß Schienennetznutzungsbedingungen zu
  • ÖBB-Personenverkehr erstellt die detaillierte betriebliche Planung, welche Züge eingesetzt werden etc.

Achtung Baustelle!

Neue Bahnstrecken, Tunnels und moderne Bahnhöfe sind wichtig, aber nur mit Baustellen zu realisieren. Der ÖBB Rahmenplan sieht für den Zeitraum 2023 bis 2028 Investitionen in Streckenausbau, Elektrifizierung und Bahnhofsausbauten im Gesamtvolumen von 19 Mrd. Euro vor. Dafür müssen immer wieder Baustellen eingerichtet werden - damit diese schon rechtzeitig im Fahrplan berücksichtigt werden können, erstellt die ÖBB-Infrastruktur AG eine Baustellenplanung und stimmt diese mit allen betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen ab. Dabei wird geklärt, wie lange die Einschränkungen dauern und welche Zugtrassen ersatzweise genützt werden können, um den planmäßigen Zugverkehr mit seinen Intervallen und Anschlussverbindungen mit möglichst geringen Einschränkungen für die Reisenden aufrecht erhalten zu können.